
Expertenrat zu Verstopfung und Blähungen "Die Angst vor Abführmitteln ist total unbegründet"
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17. April 2025, 08:27 Uhr
Viele Frauen haben den Eindruck, dass sich ihre Verdauung in den Wechseljahren verändert: Beschwerden wie Verstopfung und Blähungen nehmen zu. Was das mit den Hormonen zu tun hat und was bei den Magen-Darm-Problemen hilft:
Verstopfung in den Wechseljahren? Das können Gründe sein
Wenn sich in den Wechseljahren der Hormonhaushalt verändert, verlangsamt sich oft auch die Verdauung: Der Rückgang des Östrogens kann zu Verstopfung führen.
Gleichzeitig wird mit zunehmendem Alter das Bindegewebe weicher. Die Folge kann sein: Man spürt den Stuhldrang, "kann" aber nicht richtig.
Diese Beschwerden kennt Ernährungsmedizinerin Viola Andresen aus ihrer Sprechstunde:
Die Verstopfung ist ganz klar das Nummer-eins-Thema, wo Frauen wirklich merken, dass das deutlich zunimmt in dem Lebensalter, in der Lebensphase.
Auch Medikamente, die viele ab der Lebensmitte nehmen müssen, z.B. gegen Bluthochdruck, können Verstopfung auslösen.
Zahlreiche Menschen leiden auch als Folge eines Magen-Darm-Infekts oder einer Antibiotika-Einnahme noch lange danach an Verdauungsbeschwerden.
Verstopfung lösen: Hausmittel, Medikamente und Ernährung
- Abführmittel nehmen: Diese Mittel helfen zuverlässig bei Verstopfung. Sie sollten nicht überdosiert werden, da sonst Durchfall droht. Die oft vorherrschende Angst vor schädigenden Langzeitwirkungen von Abführmitteln ist unbegründet, macht Expertin Dr. Andresen im Podcast über Wechseljahre und Darmgesundheit deutlich: Mittel wie Bisacodyl, Natriumpicosulfat und Macrogol (z.B. in Medikamenten wie Dulcolax oder Laxoberal) können bei Beschwerden eingenommen werden.
- Ernährung anpassen: Wer den Darm in Schwung bringen will, sollte ausreichend Ballaststoffe (in Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Gemüse und Obst) in die Ernährung einbauen. Ganz wichtig: Dazu immer ausreichend trinken!
- Bewegung: Den Darm in Schwung bringen, das hat auch mit der eigenen Bewegung zu tun. Ein flotter Spaziergang kann da schon helfen.
- Magnesium-Präparate können bei Verstopfung helfen, weil sie die Darmbewegungen anregen und die Muskeln im Magen-Darm-Trakt entspannen.
Die klassischen Abführmittel sind nach allem, was wir wissen, völlig unbedenklich.
Blähungen in den Wechseljahren - Ursachen und Symptome
Blähungen sind ein echtes Alltagsthema - und zwar quer durch alle Altersgruppen, doch im Alter scheinen sie sich zu häufen. Die Ursachen sind vielfältig und leider oft gar nicht so leicht zu behandeln:
Darmbakterien als Gas-Produzenten: Unsere Darmflora spielt eine große Rolle. Wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät - zum Beispiel durch Unverträglichkeiten wie gegen Milchzucker, Fruchtzucker oder Sorbit - können vermehrt Gase entstehen.
Achtung bei Säureblockern: Medikamente, die die Magensäure hemmen (sogenannte Protonenpumpenhemmer), gelten als mögliche Auslöser für eine sogenannte Dünndarmfehlbesiedlung. Auch Antibiotika oder Kortisontherapien können eine Rolle spielen. Ob das der Fall ist, lässt sich mit speziellen Atemtests überprüfen.
Hormonelle Einflüsse: Das Hormon Progesteron wirkt entspannend auf die Muskulatur. Diese Wirkung kann dazu führen, dass sich Gase im Darm stauen - das kennt man auch aus der Frühschwangerschaft. In der Perimenopause wird oft über ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen gesprochen - auch dies könnte sich auswirken, vermutet Expertin Dr. Katrin Schaudig.
Das hilft: So können Sie Blähungen lösen und vermeiden
- Kauen Sie gut: Eine gesunde Verdauung beginnt im Mund.
- Trinken Sie ausreichend: 2 Liter stilles Wasser oder Kräutertees (Fenchel, Kamille, Birkenblätter).
- Meiden Sie Kohlensäure und zuckerhaltige Getränke.
- Ausreichend Bewegung kann die Gase im Darm lösen.
- Auch Medikamente, die den Darm anregen, können Sie einnehmen (ähnlich wie bei Verstopfung).
- Verzichten Sie auf unverträgliche Zucker (z.B. Laktose, Fruktose).
- Verzichten Sie auf Zuckerersatz wie Xylit, Sorbitol und Erythrit - diese können ebenfalls Blähungen auslösen.
- Antibiotika können bei bakterieller Fehlbesiedlung helfen - sprechen Sie dazu mit ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
- Helfen können auch Entschäumer wie Simeticon, die Gase im Darm auflösen.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. April 2025 | 17:15 Uhr