Nach Ausbruch in Brandenburg Wie gefährlich ist die Maul- und Klauenseuche?

17. Januar 2025, 19:18 Uhr

Wie gefährlich ist die Seuche?

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist zurück in Deutschland. Noch ist das genaue Ausmaß unklar, aber die Sorge in der Agrarbranche ist groß.
Deutschland gilt seit 1988 als MKS-frei, doch nun wurde das Virus im Januar 2025 in Brandenburg bei einem Wasserbüffel nachgewiesen.

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren - also Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie entwickeln sich typische Blasen am Maul und auf der Zunge sowie an den Klauen und den Zitzen der erkrankten Tiere. Viele können vor Schmerzen nicht mehr gehen, wie das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut erläutert.

Auch viele Zoo- und Wildtiere könnten erkranken.

Besonders gefährlich: MKS kann nicht nur über direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch über die Luft übertragen werden. Die kranken Tiere streuen das Virus über die Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, Speichel, Ausatmungsluft und Milch.

Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen ist, kann zur Verschleppung der Seuche beitragen: Menschen ebenso wie Katzen, Hunde, Geflügel oder andere Tiere sowie Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Das Virus ist sehr widerstandsfähig und kann im Boden oder eingetrocknet in Kleidung Monate bis Jahre überdauern.

Ein Schild weist auf die durch die Maul- und Klauenseuche gefährdeten Tiere hin
Zur Eindämmung der Tierseuche hat der Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg eine Schutzzone eingerichtet. Bildrechte: picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Gibt es ein Risiko für Menschen?

Menschen sind für das MKS-Virus eigentlich nicht empfänglich, so das Friedrich-Loeffler-Institut.

In der Fachliteratur werden einzelne Infektionen beim Menschen beschrieben, die dieser Einschätzung aber nicht widersprechen. Nur bei Personen, die unmittelbaren und intensiven Kontakt zu erkrankten Klauentieren beziehungsweise dem von diesen ausgeschiedenen Virus hatten, kam es in seltenen Fällen zu gutartig verlaufenden Erkrankungen, so das Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Auch von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch gehe unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen zufolge keine Gefahr aus.

Wie gefährlich ist die MKS für mein Haustier?

Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel nicht erkranken, aber das Virus weitertragen.

Auch Pferdebesitzerinnen und -besitzer müssen sich keine Sorgen machen. Pferde können sich nach aktuellem Kenntnisstand nicht mit der Krankheit infizieren, so die Deutsche Reiterliche Vereinigung.

Warum bleiben der Tierpark und der Zoo Berlin geschlossen?

Der Tierpark Berlin liegt innerhalb der amtlich festgelegten Überwachungszone von zehn Kilometern, die aufgrund des MKS-Falls in Hönow bei Berlin eingerichtet werden musste, gibt der Zoo Berlin bekannt. Zu den gefährdeten Tieren gehörten neben Rindern, Schafen und Schweinen, Kamele, Elefanten und auch Giraffen, unter anderem die stark bedrohte Rothschildgiraffe.

Als präventive Maßnahme wurden Zoo und Tierpark Berlin für Gäste bis auf weiteres geschlossen. Wie lang die Schließung andauern wird, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest.

Die am Freitag (17.01.) startende Agrarmesse Grüne Woche verzichtet darauf, Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu zeigen. 

Als erfahrener Veterinärmediziner bin ich mir der immensen Brisanz der Lage bewusst. Ein Ausbruch der MKS in unseren Einrichtungen hätte katastrophale Konsequenzen für unsere Tiere.

Dr. Andreas Knieriem / Zoo- und Tierparkdirektor Berlin Zoo Berlin

Bisons stehen hinter dem geschlossenen Eingang des Tierparks Berlin
Der Tierpark Berlin bleibt vorerst geschlossen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Kann ich weiterhin bedenkenlos Milch trinken und Fleisch und Wurst essen?

Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen, etwa in Form von pasteurisierter Milch und daraus hergestellten Produkten wie Joghurt oder Eis oder durchgegartem Fleisch, ist eine MKS-Infektion nicht zu erwarten, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Generell rät das Bundesinstitut vom Verzehr von Rohmilch ab, da diese vor dem Konsum nicht erhitzt wurde und auch mit anderen krankmachenden Keimen verunreinigt sein kann.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. Januar 2025 | 17:15 Uhr

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